für etwas brennen

Die Wendung des Monats: „für eine Sache brennen“.

Wofür brennen Sie denn so? Für Ihre Arbeit? Oder fürs Ski- oder Motorradfahren? Nützlich ist es sicher, wenn man fürs Kochen brennt, das spart am Herd bestimmt Energie. Kann man eigentlich auch für das „auf der Couch abhängen und Lesen“ brennen? Nein, vermutlich ist das ein schiefes Bild. Es muss etwas Größeres sein, die eine große Sache im Leben, die einen ganz und gar erfasst.

„Das kann nur unser Job sein!“, denken sich die Personalverantwortlichen und schreiben in ihre Stellenanzeigen Dinge wie: „Du brennst für internationale Kundenprojekte?“ Oder: „Du brennst dafür, stets die besten Kredite für Deine Kunden zu finden?“ Oder auch (mein persönliches Hochlicht): „Du brennst für Inhalte?“ Die Ausschreibung zum Karrierepreis der Volksbanken Raiffeisenbanken geht noch einen Schritt weiter: „Zeig uns, dass du brennst!“ war hier jahrelang das Motto. Ein erfreuliches Bild für alle Fans der Inquisition. Brennen scheint jedenfalls bei Menschen, die mit dem Thema Karriere befasst sind, eine ganz heiße Sache zu sein. Drunter machen wir es nicht mehr. Mitarbeiter müssen brennen. Für Schrauben und Software, für Verpackungen und Hydraulik oder eben für Inhalte. Aber natürlich authentisch. Und mit Hands on Mentalität.

Geht’s nicht eine Nummer kleiner?

Bei all der Zündelei wird jedoch schnell vergessen, dass ein hell lodernder Mitarbeiter auch irgendwann mal ausbrennen könnte. Aber so weit kommt es ohnehin nicht. Die Wahrheit ist, dass kein Mensch dafür brennt, die besten Kredite für seine Kunden zu finden. Auch das Feuer für internationale Kundenprojekte zu entfachen, dürfte schwer sein. Die deutsche Sprache hält viele Wendungen bereit, die eine positive Einstellung zur Arbeit ausdrücken. Man kann etwas mögen oder gar lieben. Man kann auch von etwas begeistert sein, aber dazu müsste man wissen, von was. Von einem „Kundenprojekt“ oder einem „Inhalt“ kann man jedenfalls nicht mit leuchtenden Augen sprechen, denn das sind nur Hülsen. Man kann an etwas Spaß oder Freude haben, sich einem Thema mit Energie oder Leidenschaft widmen. Aber brennen? Geht es nicht eine Nummer kleiner?

Überall werden händeringend Menschen gesucht, die offene Stellen besetzen können. Die Generation Y begegnet Personalverantwortlichen mit eigenen Vorstellungen, vor allem die Work-Life-Balance und Flexibilität betreffend. Sie ist weit davon entfernt, den ganzen aufgeblasenen Personalmarketingsprech zu kaufen. Sie brennt nicht mal für „gratis frisches Obst“, obwohl das in vielen Unternehmen ein echter Lockstoff zu sein scheint.

Es wäre schön, wenn wir im Marketing ehrlicher miteinander reden könnten. Es geht nun mal nicht immer um Leben oder Tod, um bahnbrechende Forschung und die Weichenstellung für eine neue Welt. Manchmal geht es eben auch um den besten Kredit, was nichts Schlechtes ist. Dafür brennen Menschen allerdings nun mal nicht. Aber wenn man sie ordentlich und fair behandelt, dann lassen sie sich sicher für einen Job erwärmen.

 

Photo:  Ashim D’Silva, Unsplash

 

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